Guten Abend, liebe Studierende, liebe Kollegen, liebe Gäste der Robert Schumann Hochschule. Ich freue mich sehr, dass ich als Musiktheoretiker meinen Beitrag zum Semesterthema „Wasser“ leisten darf. Das ist durchaus nicht selbstverständlich, denn das Thema – und man sehe mir diese offensichtlichen Analogien nach –  ist so weit wie ein Ozean und birgt so manche Untiefen. Und was kann die Musiktheorie über Wasser sagen, was nicht Komponisten, Interpreten und Musikwissenschaftler viel besser sagen können? Von den Poeten und Meeresbiologen ganz zu schweigen?

Ich werde nicht über die Entstehungsgeschichte der betreffenden Werke reden, nicht über das Verhältnis der Künste untereinander und zur Natur, nicht über rhetorische Figuren, kaum über Bedeutung und Ästhetik programmatischer Abbildungen von Wasser in Musik – das alles, und vieles mehr, ist viel eher im Bereich der Musikwissenschaft angesiedelt.

Die Musiktheorie als „Praxis des Komponierens“ verstehe ich als Schnittstelle zwischen dem Gedachten, dem Notierten und dem zu Spielenden, dem Erklingenden. Deswegen werde ich mit Ihnen über die Faktur des Komponierten nachdenken, über die Bedeutung für das Werk und, wenn ich Glück habe, auch über die Bedeutung für uns als spielende und hörende Interpreten.

Was kennzeichnet die Darstellung des Wassers abseits vom Offensichtlichen, den rhetorischen Figuren, der wellenartigen Bewegung? Und gibt es verschiedene Darstellungsweisen für verschiedene Wasserarten? Gibt es musikalische Tränen, Tropfen, Regen, Quellen, Bäche, Flüsse, Seen und Meere? Was ist mit Aquarien, römischen Brunnen und Meeresstille? Und wenn wir gutes Quellwasser nach dem deutschen Reinheitsgebot von 1516 nehmen, können wir dann musikalisch zwischen Pils und Weizenbier unterscheiden wie es Richard Strauss angestrebt hat?

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