SatzLehrgang – Hans Peter Reutter

Einstimmigkeit: zentrale Töne

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Ténor

Finalis ↔ Grundton

Initialton

Sprachrhythmus – Metrik

In moderner Übertragung von Neumenschrift könnte eine der grundlegenden melodischen Formeln aus dem römischen Choral (der sogenannten Gregorianik) so aussehen:

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Das Vorzeichen über dem c‘ ist zwar ein Herausgeberzusatz (in wissenschaftlichen Ausgaben deswegen über der Note angebracht), aber durchaus nicht als Wahlmöglichkeit zu verstehen. Schon sehr früh in der Musikgeschichte, spätestens seit Entstehen der mehrstimmigen polyphonen Musik, wurde der Schlusston mit einem Leitton versehen, dem subsemitonium modi. Als eine Art Improvisationspraxis wusste jeder Musiker um diese Tatsache und führte den Leitton selbstverständlich so aus.

Eine rhythmisierte Version der Formel könnte so aussehen:

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Man beachte die dadurch entstehende gewisse Gewichtung auf die 2. Stufe (hier das g‘). Damit vereinigt diese Formel die zwei wichtigsten melodischen Schlusswendungen: 2 – 1 und Leitton – 1.

Eine rhythmisierte Version im binären Takt zeigt bereits die typische Erscheinungsform der leittönigen Schlusswendung als synkopiertes 1 – Leitton – 1. Diese Wendung heißt Diskantklausel und spielt eine wichtige Rolle in der gesamten mehrstimmigen Musik.

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Übungen:

Amen-Formel von allen Tönen aus üben – am Instrument, singen oder als Übung im Kopf: Wie heißen die Töne z.B. um Des oder Fis?

 

Ein weiteres Melodiemodell, das häufig vorkommt: Der sogenannte Quartzug (eine abwärtsführende stufenweise Bewegung um vier Töne). Hängen wir wieder die Diskantklausel an:

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Da Solmination sehr schwer flüssig zu erlernen ist, wenn man nicht schon als Kind damit anfängt, schlage ich das Stufensingen vor. Der Grundton erhält die Nummer 1, alle anderen Stufen werden einfach bis zur 7 durchgezählt. Da aber Sieben zwei Silben hat, kürzen wir ab auf Si – schöner Zufall, das ist die Tonsilbe für H in der Solmisation.

Es gibt übrigens verschiedene Formen der Solmisation. Für Gehörbildung und Musiktheorie besonders sinnvoll ist die Relative Solmisation oder Tonika-Do-Methode, die den Grundton (bzw. die 1. Stufe) als Do bezeichnet und nicht immer nur das C. In einer Verfeinerung dieser Methode erhalten sogar Vorzeichen modifizierte Tonsilben, so heißt z.B. die erhöhte 4. Stufe Fa dann Fi und die Mollterz Me oder Mu statt Mi. Ihr seht also, das kann sich durchaus zu einer Wissenschaft für sich auswachsen – für unsere Zwecke bleiben wir vorerst bei diatonischer (Link) Musik und bei den Zahlen.

Übungen:

Stufensingen: Singe die nachfolgenden Tonfolgen auf Stufen.

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Weitere Übungen: Singe die Tonfolgen auf Tonnamen.

Transponiere die Tonfolgen in eine andere Tonart – am Instrument und/oder Singen mit Tonnamen.

Erfinde zufällig Zahlenfolgen zwischen 1 und 4 plus Si und singe sie. Singe diese Zahlenfolgen auf Tonnamen in verschiedenen Tonarten (dabei ist es ja egal, ob ihr die absolut richtige Tonhöhe trefft, es geht nur um die richtigen Bezeichnungen und die relativen Intervalle).

Wenn ihr euch zu zweit oder zu mehreren zusammentut, kann man die Spielchen unendlich variieren: Eine(r) singt/spielt eine Tonfolge vor, die anderen singen auf Stufen nach, eine(r) erfindet eine Zahlenfolge, alle singen nach, Tonart vorgeben, dann auf Tonnamen etc.

 

Tetrachord

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Skalen

Skalen: Modus – Tonart

Sonderfall phrygisch: supersemitonium modi (oberer Leitton – „Gleitton“)

6. Stufe in dorisch: oberer Leitton zur 5. Stufe

 

Übungen zum Selbststudium (PDF)

Melodien zum Blattsingen (Solfège) Unterstufe (PDF)

Einstimmige Melodien für Diktate und Blattsingen – Unter- bis Mittelstufe (PDF)

 

weiter zu: Melodienbau in der Renaissance

Letzte Aktualisierung 6.11.11

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